Die Eisläuferin des italienischen Bildhauers und Grafikers Giacomo Manzù ist eines von rund 80 Kunstwerken im öffentlichen Raum unserer Stadt. Sie ist heute auf dem Ludwigsplatz zu sehen. Dort stand sie aber nicht von Anfang an.
Entstanden im Jahr 1957, gilt sie als charakteristisches Beispiel für die kunstgeschichtliche Epoche des Spätimpressionismus und als typisch für Manzùs Schaffen, das von zwei Gegenpolen beherrscht wurde: junge, anmutige Frauenkörper in leichten, schwebenden und tänzerischen Haltungen und strenge Kardinäle, umschlossen vom liturgischen Ornat, unbewegt in Gestalt und Antlitz.
Die in aufwendigen Bronzegussverfahren hergestellte Plastik zeigt eine schlanke, hoch aufragende Mädchengestalt in Überlebensgröße von genau zwei Metern Höhe. Die langen Beine sind betont, die Haare auf dem Kopf zu einem Knoten gedreht. Sie hält den Rock mit der rechten Hand leicht hochgerafft. Mit ihren geschlossenen Augen wirkt sie konzentriert, wie kurz vor dem Start zu einer Kür. Ein kleiner Stempel am Sockel verweist auf die Werkstätte in der das Ganze gefertigt wurde: Die „Fonderia d’Arte MAF“ in Mailand.
Manzù hatte sein Atelier zu dieser Zeit in dem kleinen Küstenort Ardea in der Nähe von Rom. Eine Schwarz-Weiß-Aufnahme aus dem Jahr 1956 zeigt Manzù in seinem Atelier in Ardea mit einem Modell der Eisläuferin. Für die Figur stand mit großer Wahrscheinlichkeit seine Frau Inge Modell. Manzú lernte die Primaballerina des Salzburger Landestheaters 1954 als junge Tänzerin kennen und erklärte sie fortan zu seinem Lieblingsmodell.
Die Quellen geben keine eindeutige Auskunft darüber, ob die Eisläuferin von der GAG angekauft wurde oder zum Sammlungsbestand des Wilhelm-Hack-Museums gehört. Zunächst ziert die Figur den in städtischen Besitz befindlichen südlichen Schmuckhof IV in der Ebertsiedlung. Dort steht sie bis zum September 1963. Warum das Kunstobjekt dann den Platz wechseln musste bleibt unklar. Klar ist jedoch der Anlass: Die Einweihung der neuen Stadtbibliothek. Fortan steht sie im Hof vor dem damaligen Kulturhaus, heute Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Haus, als schöner Verweis auf die dortigen Ausstellungsräume der städtischen Kunstsammlung im ersten Obergeschoss.
1992 muss sie dann noch einmal umziehen. Anlässlich des hundertsten Geburtstages der Stadtsparkasse und der damit verbundenen Umgestaltung des Ludwigsplatzes wird sie an ihren heutigen Standort gebracht. Der Münchner Kunstprofessor Erich Koch erhält damals den Auftrag „Mitten im Betriebe der Einkaufsstraßen der Kunst eine Nische zu schaffen!“.
Ein weiterer Abguss der Figur findet sich zudem im Hirshhorn Sculpture Garden in Washington, dort ist er betitelt mit „dancer“ – Tänzerin. Mehr über Kunst im öffentlichen Raum Ludwigshafens gibt Norbert Hufler auf seiner Seite www.kunstinlu.de.