Willy Weber an der Staffelei in der Benzstraße 2
„Und (ich) malte weiter als der Krieg zu Ende war. Malte in Frankreich und in Spanien und unter der Sonne Nordafrikas. Aber am liebsten in der Pfalz.“, Willy Weber in seinem Tagebuch.
Willy Webers Leben war bewegt. Er war ein Kind seiner Zeit. Er arbeitete als einer der ganz wenigen akademisch ausgebildeten Vollberufsmaler der Nachkriegszeit in Ludwigshafen. Und er wohnte von 1955 bis zu seinem Tod in der Ebertsiedlung, Benzstraße 2, in Friesenheim in einer GAG-Wohnung. So beschreibt es der Kunsthistoriker Christmuth Präger in seinem Buch „Willy Weber – Werke Wünsche Wirklichkeiten“, auf das wir uns im Folgenden beziehen werden.
Die frühen Jahre
Geboren am 18. Juli 1895 verbrachte Willy Weber seine ersten zehn Lebensjahre in der Wredestraße 23, in der Innenstadt. Sein Vater hatte dort ein florierendes Geschäft für Dekorationsmalerei. „Ich bin inmitten von Farbtöpfen groß geworden und erinnere mich noch gut, dass sie oft größer waren als ich selbst“, sagt Weber rückblickend. Der Vater erkannte früh sein Talent. Später sorgte ein Lehrer dafür, dass er mithilfe eines Stipendiums zur künstlerischen Ausbildung nach München kam. 1915 wird der 20-Jährige zum Militär einberufen. Im Juni 1916 kommt er zunächst an die Ostfront, später nach Verdun an die Westfront.
Die wilden 20er-Jahre
Nach dem Krieg kehrt Willy Weber nach Ludwigshafen zurück. Im Dachgeschoss des elterlichen Hauses in der Wörthstr. 13 richtet er sich sein erstes Atelier ein. Im März 1920 präsentiert Willy Weber seine Werke erstmals in einer Einzelausstellung in der Galerie des Kunsthändlers Friedrich Kirsch in der Bismarckstraße. Ab den 30er Jahren hält sich der Pfälzer Maler oft am Chiemsee auf. Er liebt Landschaft und Leute und malt hunderte Ansichten und Portraits mit viel Gespür für Atmosphäre.
Trotz des alljährlichen Rückzugs in bayrische Gefilde bleibt Willy Weber eine zentrale Figur des gesellschaftlichen Lebens in seiner Heimatstadt. Als aktives Mitglied der Karnevalsgesellschaft „Rheinschanze“ liefert er Dekorationen und hält Büttenreden, deren Witz weithin bekannt war. Auch im Kegelclub „Zwickel“ war Weber Mitglied. Das Künstlerleben in der damaligen Zeit beschreibt Erich Schug, ein Malerkollege und Freund Willy Webers wie folgt: „Es war nur ein kleiner vertrauter Kreis … Und es war auch nur in einem sehr engen gebiet – so zwischen Ludwig- und Bismarckstraße- in den verschiedenen kleinen Cafés. …Dies alles war damals unser Aktionsradius. …“
Ab Mitte der zwanziger Jahre unternimmt Willy Weber auch größere Reisen ins Ausland, nach Österreich, Südfrankreich, Schweiz, Spanien, Marokko und Algerien.
Unter dem Regime der Nationalsozialisten
1939 erhielt Weber den Auftrag, für die Dauer des Krieges die Städtische Kunstsammlung zu betreuen und als künstlerischer Berater zu fungieren. Unter seiner Leitung wuchs die Sammlung auf 1083 Gemälde vor allem pfälzischer Künstler an. Wobei seine „Einkaufspolitik“ den Erwerb jeglicher Parteikunst vermied. Mitglied in der Partei ist er nie geworden, doch war er deutlich bestrebt sich mit den Nationalsozialisten zu arrangieren. Immerhin konnte Weber auf diese Weise mit seiner eher „konservativen“ Kunstauffassung weiterhin tätig sein. Trotzdem scheint Weber viele Aspekte des Dritten Reiches abgelehnt zu haben. Immer wieder ließ er abschätzige Äußerungen über das Regime fallen. Weber wird in dieser Zeit öfter an den Chiemsee geschickt, um weitere Ankäufe zu tätigen. Dort hält er sich auch am 5. Und 6. September 1943 auf. In dieser Nacht zerstört der Luftangriff sein Elternhaus mit Atelier, seine Gemälde und vieles mehr. Danach übersiedelt Weber ganz nach Gstadt am Chiemsee.
Gründung einer Familie
Mit dem Ende des Krieges begann auch eine neue Phase im Leben Willy Webers. Im November heiratete er die 26 Jahre jüngere Ludwigshafenerin Gertrud Zimmer. Sie zieht zu ihm nach Bayern. Das Ehepaar bekommt zwei Söhne. Die Familie ernährt Willy Weber in dieser Zeit hauptsächlich durch Portraitaufträge von Mitgliedern des amerikanischen Militärs. Darüber klagt er in seinem Tagebuch: „Neue Ami-Aufträge! Es wird zu viel! Habe die Kraft nicht mehr für so intensive ‚Fabrikarbeit‘“. In den Folgejahren pendelt er zwischen Ludwigshafen und Gstadt hin- und her. Die Währungsreform bringt ihm gute Aufträge. Obwohl nicht mehr der Jüngste und durch seine Fettleibigkeit und als Rauchen nicht der Gesündeste, entstehen in den 50er Jahren jedes Jahr zwischen 150 und 200 Gemälde. 1954 erleidet Weber einen Herzanfall, der ihn ein halbes Jahr arbeitsunfähig macht. Nach seiner Genesung verlegt die Familie ihren Hauptwohnsitz zurück in die Chemiestadt, in die Benzstr. 2. Von hier aus malte er unter anderem einen Blick hinüber zum im Bau befindlichen BASF-Hochhauses, dem Symbol des Wirtschaftswunders.
Wirtschaftswunderzeit und moderne Malerei
Immer mehr bekommt es Weber jetzt zu spüren, dass selbst abseits der künstlerischen Metropolen das Leben für einen traditionellen, aber gehobenen Maler schwerer wird. Wer wirklich modern und aufgeschlossen sein wollte, griff nicht mehr zu traditioneller, akademischer Malerei. 1955 zu seinem 60. Geburtstag, widmet ihm die Künstlergemeinschaft „Der Anker“ zu deren Mitgliedern Weber zählt, eine Ausstellung im Turmrestaurant Ebertpark. Während der Verkauf an Private immer schlechter läuft kaufen Stadt und auch die GAG einige Bilder Webers an. Im Jahr 1959 verschlechtert sich seine Gesundheit, Mitte Juni wird er bettlägerig. Am 24. Juni stirbt Willy Weber.
„Unsere Putzfrau Frau Fauser“, Ölgemälde, entstanden in der Benzstraße 2