Der Wanderfalke (lat. falco peregrinus) ist ein beeindruckender Weltenbummler und eine Vogelart, die sich gut an unterschiedliche Landschaften und Klimazonen anpassen kann. Auch Europa bewohnte er bis vor wenigen Jahrzehnten nahezu flächendeckend von Norden bis Süden. Trotzdem war der europäische Bestand vor einigen Jahren fast völlig erloschen. Durch strenges Naturschutzmanagement konnte sich diese Art wieder etwas erholen, gilt aber weiterhin, wie alle heimischen Greifvogelarten, als gefährdet. Außergewöhnlich und faszinierend zugleich ist, welch unterschiedliche Brutplätze Wanderfalken wählen: in Mittel- und Südeuropa ausschließlich an Felsen und Gebäuden, in Ost- und Nordosteuropa dagegen häufig auf Bäumen oder auch in Sanddünen auf dem Boden. Der Wanderfalke gilt als ein wahrer Schnellflieger; er erreicht beim Jagen eine Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h.
Kulturfolger Wanderfalke
Die moderne menschliche Welt mit der Struktur ihrer Gebäude bietet dem geschickten Jäger neuen Lebensraum. Insbesondere hohe Industriegebäude, Kirchen und auch Hochhäuser dienen ihm zum Brutraum. In unseren Städten ist der Wanderfalke, im Gegensatz zu anderen Kulturfolgern, ein gern gesehener Gast. Da er sich ausschließlich von Vögeln ernährt, übt er starken Druck auf den Bestand von Tauben und Halsbandsittichen aus. Beides Vogelarten, die in städtischer Umgebung Probleme verursachen, weil sie Verunreinigungen und Schäden an Gebäuden hinterlassen.
Neuer Wanderfalkenhorst in der Bertold-Brecht-Straße
In Zusammenarbeit mit der ORBEA (Ornithologische Beobachtungsstation Altrhein) startete die GAG bereits vor vielen Jahren mit dem Einbau von Ersatznistkästen für Vögel bei Modernisierungsmaßnahmen. In diesem Jahr wurde in der Bertold-Brecht-Straße 20 erstmals ein Projekt zur Ansiedlung von Wanderfalken umgesetzt. Durch die Montage von speziell vorbereiteten Nistkästen bietet man den Raubvögeln ideale Bedingungen. Die an das Brutverhalten der Wanderfalken angepassten Kästen werden auf den Dächern von sehr hohen Häusern installiert, die genügend Anflugfläche in der Umgebung bieten. Allein die Anwesenheit der Raubvögel bewegt viele Tauben und Halsbandsittiche dazu, sich einen anderen Aufenthaltsort zu suchen. Die restliche Population wird durch die Greifvögel auf natürliche Art reguliert.